Wir, das Unterstützungskomitee für Farid Hafez, sind bestürzt über die Vorgänge im Zusammenhang mit der Razzia am 9. November 2020. Wir kennen und schätzen die Arbeit von Farid Hafez, einen an der Universität Salzburg habilitierten Politikwissenschafter und an der Georgetown University in Washington D.C. tätigen Forscher, der sich insbesondere im Zusammenhang mit der Erforschung von Rassismus, Islamophobie und Muslime in Österreich hervorgetan hat und damit internationale Bedeutung erlangte. Farid Hafez und seine Familie wurden nicht nur einer traumatischen Erfahrung, Hafez wurde auch einer medialen Vorverurteilung ausgesetzt, die insbesondere seinem wissenschaftlichen Ruf zu schaden droht. Wir sehen in der Razzia zudem einen Einschüchterungsversuch gegen einen anerkannten Wissenschaftler, der bereits zweimal gerichtlich die ihm nun wieder unterstellten Beschuldigungen aus dem Weg geräumt hat und die Verfahren beide Male in zweiter Instanz gewonnen hat. Wissenschaftsfreiheit und Meinungsfreiheit sind ein hohes Gut, die es zu schützen gilt.
Wie auch in anderen europäischen Ländern, wo ForscherInnen zu Rassismus und postkolonialen Studien vermehrt Opfer vermeintlicher Terrorabwehr werden, beobachten wir mit Sorge, dass mit Farid Hafez eine der kritischen Stimmen der österreichischen Islampolitik und des Rassismus nun unter dem Vorwand des Terrors behandelt wird. Farid Hafez hat Islamophobieforschung, inhaltlich und methodisch, zuerst mit Verweis auf die wissenschaftliche Antisemitismusforschung, später auf die post- und dekoloniale Forschung betrieben. Seine Definition von Islamophobie ist machtkritisch und zielt darauf ab, zu mehr Gleichheit von Menschen beizutragen. Sein in den USA publizierter Artikel über Islamfeindlichkeit in Österreich, mit dem er sich zuletzt Kritik durch den Innenminister und die Integrationsministerin zuzog, zielte nicht auf eine Gleichsetzung der Novemberpogrome mit den Razzien vom 9.11.2020, wie jeder Leser selbst beurteilen kann, und nicht auf eine Verunglimpfung seiner Heimat Österreich, wie Farid Hafez klarstellte.